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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

  Andachten zum Sonntag Kantate

Musik ist Gotteslob

Der Sonntag Kantate wird in manchen Gemeinden als „Sonntag der Kirchenmusik“ bezeichnet, weil Musik Gotteslob ist. Er gehört in die österliche Freudenzeit, in der die weißen Paramente die Kirchen zum Zeichen des höchsten Feiertages zieren. Kantate ist Motto und Aufruf zugleich. Das lateinische Wort „cantate“ heißt zu Deutsch „singt!“ . Diese Aufforderung ist dem Anfang von Psalm 98 entnommen. Dort heißt es: „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Psalm 98 ist ein Lobgesang des geretteten Israels auf den königlichen Richter aller Welt. „Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn“, heißt es in dem Text. Deswegen singen an diesem Sonntag die Chöre und es erklingen besonders viele Orgeln und Bläsergruppen. Christen antworten zu Kantate auf Gottes Handeln. Sie loben ihn und danken ihm für seine unermessliche Schöpfung, für seine Güte und Gnade. Musik ist Gottes Lob für sie – und im Lob Gottes liegt zugleich die Rettung.

 

Musik hatte im alten Israel einen hohen Stellenwert, vor allem in der Anbetung Gottes. Sie kam bei Krönungen, religiösen Zeremonien und im Krieg zum Einsatz. Sie bereicherte das Leben am Königshof, belebte Hochzeiten und Familienfeiern und sorgte für Stimmung bei der Weinlese und der Getreideernte. Und sie half, die Trauer der Hinterbliebenen zu lindern. Die Feste wurden mit zwei Silbertrompeten angekündigt und zu Beginn des „Jubeljahres“ wurde das Widderhorn geblasen als Signal dafür, dass die Sklaven ihre Freiheit wiederbekamen und verlorengegangenes Land und Gut in den Familienbesitz zurückkehrte. Das Volk sang, wenn es zu den jährlichen Festen nach Jerusalem hinaufzog. Ein Zehntel der Bibel besteht aus Liedern – bis heute eine unerschöpfliche Quelle für geistliche Musik.

Tilman Baier in: Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung, 24.4.2016

 

So haben es die Gemeindeglieder in Pommern empfunden, bei denen das Gesangbuch nach vielen Berichten häufiger aufgeschlagen wurde als die Bibel. Noch heute ist das höchste Lob für eine kirchliche Veranstaltung dort in der doppelten Diaspora: „Wir haben viel gesungen!“ drs

 

 

 

Andacht Kantate: „Singet dem Herrn ein Lied, denn es tut Wunder“, Psalm 98,1

 

Kantate heißt der heutige Sonntag (29.4.1945), auf Deutsch: Singet! Er ruft uns Christen zu: Singet dem Herrn ein neues Lied. Es ist leicht zu singen in der Jugend und wenn das Herz fröhlich ist. Aber kann man auch singen in Leid und Not? Im Alter und im Sterben? Ja gar im Sterben? Ein Blick in unser Gesangbuch lehrt uns, dass die schönsten Lieder in schwerer Notzeit gedichtet worden sind.

 

Wir denken an Martin Luther, der immer, wenn die Not groß war, wenn er mit seinen menschlichen Gedanken und Plänen nicht mehr ein und aus konnte, zur Laute griff und seine Lieder sang zur Ehre Gottes. Wenn er sich sein Leid und seine Not von der Seele gesungen hatte, dann wurde sein Herz fröhlich und der Glaube stark und mächtig. Im 30-jährigen Krieg, als Städte und Dörfer in Deutschland brannten und die Menschen von Haus und Hof vertrieben wurden, dichtete und sang Paul Gerhardt die schönsten Kirchenlieder, die wir haben. Und viele sangen mit ihm, damals und heute: „Befiehl du deine Wege ...“ oder: „Sollt ich meinem Gott nicht singen?“

 

Der 19-jährige Student Georg Neumark wurde im 30-jähjrigen Krieg auf einer Reise völlig ausgeplündert. Als er arm und elend da stand, dichtete er das Lied, das so manchem in tiefer Not eine Quelle des Trostes geworden ist: „Wer nur den lieben Gott lässt walten.“

 

Ihr alle seid durch viel Not gegangen, ihr seid Menschen auf der Flucht. Das Herz ist traurig, die Freude ist aus dem Herzen gewichen. Da trifft euch nun diese Gottesmahnung: „Singet dem Herrn ein neues Lied!“ Entscheidend ist, dass das neue Lied dem Herrn gesungen wird. Wer im Gebet sein Leben, wer seine Not und sein Elend ganz in Gottes Hand legt, dessen Herz wird stark und fest, der weiß sich sicher geborgen in Gottes Gnade.

 

Wer seinen Heiland lieb hat, der erfährt alle Tage Gottes Hilfe, dessen Herz wird fröhlich. Aus einem fröhlichen glaubensstarken Herzen kommt aber das neue Lied, dem Herrn zur Ehre. Hier brauchst du nicht jung zu sein, um singen zu können. Gerade aus der Erfahrung deines Lebens klingt das Lob und Dankeslied auf zur Ehre Gottes. Du singst, weil Gott Wunder tut. “Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Dein Lebensweg ist ein Weg der Wunder Gottes. Das weißt du allein am besten. Du glaubst es nicht? Komm, wir wollen einen Augenblick stille halten vor Gott. Hat er dich nicht gerade in den letzten Wochen und Monaten sichtbar beschützt und geleitet? Du bist durch ein dunkles Tal gegangen, hast Heimat und geliebte Menschen verloren. Du warst am Ende mit all deiner Kunst, mit all deinem Wissen. Da hat er dich an die Hand genommen und hat dich geführt in dies Haus, in unsere geliebte Belgarder Marienkirche, in diese Gemeinschaft, in diesen Gottesdienst. Hier spürst du seine Nähe, hier erlebst du seine Wunder. Glaub es doch, dass er die Menschen, um die deine Seele bangt, ebenso sicher führt wie dich. Er führt uns doch zu seinem ewigen Ziele, auch durch die Nacht, wie es im Trostlied „So nimm denn meine Hände“ heißt. Darum wirst du aus diesem Gottesdienst gehen als ein anderer Mensch. Hier hat Gott dein altes müdes Herz berührt. In Christi Geist ist die innere Freude eingekehrt. In diesem Geist der Gottesfreude singen wir dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. AMEN

 

Aus dem „Schulteknüppel“ Ostern 2015, Superintendent Johannes Zitzke (+)