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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Frühlingsbeginn in Anklam und Stettin

Es ist über die Jahre schon eine beliebte Tradition geworden, dass sich die Mitglieder des Vorstandes des Pommernkonvents Anfang April in Anklam beim Pommerntag treffen, die seit 1990 von Manfred Schukat und Friedhelm Schülke so vortrefflich organisiert wird. Auch in diesem Jahr nahmen wieder rund 700 Pommern aus nah und fern den Weg nach Anklam auf sich. Die Zahl der Teilnehmer scheint dabei einfach nicht weniger werden zu wollen, denn das Volkshaus war wieder - wie auch schon in den Vorjahren – mit rund 700 Teilnehmern bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

An dieser Stelle soll einmal den vielen ehrenamtlichen Helfern Dank gesagt werden, ohne die so eine Veranstaltung nicht möglich. Sie sorgten auch in diesem Jahr wieder dafür, dass die kahle Mehrzweckhalle mit leuchtenden Osterglocken und Forsysthien geschmückt wurde. Dazu kamen noch die Fahnen mit den Wappen der pommerschen Städte und Gemeinden. Die Fahne Köslins kam vor ein wenigen Jahren als eine der letzten hinzu.

 

Am Festtag selber sorgten sie in besonderer Weise für das leibliche Wohl aller Anwesenden. Den belegten Brötchen als Zweitfrühstück am Morgen folgte das beliebte Gulasch am Mittag. Dem Alter der Teilnehmer war es wohl geschuldet, dass Kaffe und Kuchen diesmal am Platz serviert wurde. Auch das Verteilen der Saalrunde „Stargarder Mampe halb & halb“, die die Gastgeber traditionell allen Gästen vor der Mittagspause spendieren, gehörte zu ihren Aufgaben.

 

Die Andacht, auf die der Organisator des Treffens, Manfred Schukat, immer besonderen Wert legt, wurde diesmal von Pastor Bernhard Riedel aus Penkun gehalten. Unter Bezug auf die aktuelle Diskussion um die Umbenennung der Ernst Moritz Arndt Universität in Greifswald stellte er das Kirchenlied „Ich weiß, woran ich glaube“ des Dichters in den Mittelpunkt seiner Andacht. Unterstützt wurde er vom Posaunenchor Bansin, der das Vaterunser und das Totengedenken mit feierliche Chorälen unterstützte. Nach der Andacht bestand die Gelegenheit den Protest gegen die Umbenennung der Universität auf einer der zahlreichen Unterschriftslisten zum Ausdruck zu bringen.

 

In diesem Jahr war der Ehrengast Henry Fred Ullrich aus Pomerode / Brasilien der am weiten gereiste Gast. Rund 11.000 Flugkilometer hatten er und sein Sohn auf sich genommen, um in Anklam dabei zu sein. Ullrich berichtete sehr lebendig von den „Pomeranos“, wie die vor 150 Jahren ausgewanderten Pommern in Brasilien genannt werden. Als Gastgeschenk hatte er eine Brasilien-Fahne mitgebracht, die künftig den bunten Fahnenreigen im Volkshaus ergänzen wird. Eine Fahne von Pomerode soll noch folgen. Das pommersche Platt, das bei uns durch Flucht und Vertreibung praktisch ausgestorben ist, wird dort vieler Orts noch gesprochen. Von den vielen Geschichten meiner Kindheit ist mir die Geschichte „Frau Holle in Brasilien“ von Klaus Granzow in besonderer Erinnerung geblieben. (Sie wurde in der Weihnachtsausgabe 2014 der Heimatkirche zuletzt veröffentlicht). Gerne würde ich noch mehr über das Leben der Pommeranos erfahren, in Anklam war die Zeit dafür leider zu kurz. Für 2018 ist eine Fahrt der Brasiljahner nach Pommern geplant, vielleicht ergeben sich da neue Kontaktmöglichkeiten.



All die Ehrengäste mit ihren Grußworten aufzuführen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Dankbar waren wir, dass auch diesmal wieder rund 60 Landsleute aus dem polnischen Hinterpommern nach Anklam gekommen waren, darunter auch Horst Zander aus Schimmerwitz, den das Eheglück vor 22 Jahren aus Hamburg in die alte Heimat zurückführte. Die hinterpommerschen Gäste nahmen auch in diesem Jahr wieder das Motto ernst: „der Konvent tanzt“ und führten den Reigen durch den Saal an.

Da ließ es sich auch die Sonne nicht nehmen, ihren Teil zum Gelingen des Tages beizutragen. Es war wohl einer der wärmsten und sonnigesten Tage im April mit dem perfekten blauen pommerschen Himmel.



Sonntag Morgen fuhren die Vorstandsmitglieder des Pommernkonvents dann weiter nach Stettin, um dort mit den Gemeindegliedern gemeinsam einen deutschen Gottesdienst zu feiern und in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen zusammenszusitzen. Zwei Mitglieder schlossen sich uns spontan an und wurden schon am Samstag abend von Uwer Burmester mit nach Stettin genommen. Mir war ein wenig wehmütig zu Mute, weil die Fahrt nach Stettin eine der letzten Reisen meiner Mut­ter vor ihrem Schlaganfall war und sie damals noch voller Elan ihre Pommernreise plante.



Der Bahnhof in Anklam wurde 2014 zu einem „Demokratiebahnhof“ umgebaut. Es handelt sich hierbei um ein selbstverwaltetes Jugendprojekt. Bei der Anreise am Freitag abend – bei der hereinbrechenden Dämmerung - war es doch ein wenig unheimlich als alleinreisende Frau an den herumlungernden Jugendlichen vorbeizugehen – andere Passanten verirrten sich nicht in die Gegend. Am frühen Sonntag morgen lagen die aber noch alle in ihren Betten, erschöpft von der Party des Vorabends.



Der Schienenersatzverkehr des Vorjahres in Richtung Stettin war aufgehoben worden, nachdem die polnische Bahn die Genehmigung zum Betrieb der neuen Wagen erteilt hatte. Auch die Renovierung des Stettiner Bahnhofs ist nun abgeschlossen. Er ist – wir konnten es kaum glauben – nun endlich modern und funktionell, wie es sich für eine Großstadt gehört. Wer in den letzten 20 Jahren mit dem Zug nach Pommern fuhr, wird zwei Dinge dort schmerzlich vermisst haben: Rolltreppen und Fahrstühle. Die steilen Treppen zu meistern, war für die älter werdenden Heimatreisenden eine stete Heraus- und Überforderung. Da musste ich von den neuen Rolltreppen und den Fahrstühlen gleich ein Foto machen. Unsere Reisegruppe nach Stettin wird sich – aus diesem Grund - im nächsten Jahr vergrößern – da bin ich mir sicher.



Der Abendmahlsgottesdienst wurde von Pastor Christoph Ehricht gehalten, der viele der bekannten und beliebten Kirchenlieder ausgesucht hatte. So erklang ein kräftiger Gesang. Im Laufe des Gottesdienstes fiel mir wieder ein, wie kalt es in den hinterpommerschen Kirchen in der Frühlingszeit noch ist. Der sonnige Beginn in Anklam hatte mich dazu verführt, den Wintermantel zu Hause zu lassen, was sich als Fehler herausstellte. Es gibt eben kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung.



Die Stettiner Gemeindeglieder freuten sich sehr, uns in ihrer Mitte zu haben. Leider war die Zeit wieder einmal viel zu knapp, weil wir schon um 15:00 unser Zug in Richtung Westen ging. Da kam das beliebte Singen der Frühlingslieder ein wenig zu kurz. Vielleicht können wir ja im nächsten Jahr ein wenig früher mit dem Gottesdienst beginnen?



Der Termin für das nächste Pommerntreffen und die Fahrt nach Stettin ist auch schon fest in unserem Terminkalender vermerkt: es wird das Wochenende vom 07. / 08. April 2018 sein.

Mechthild Scheller