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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Schwester Magdalena Gensch feiert im Sommer 2016 ein Doppeljubiläum

Die im ostpreußischen Pfarrhaus Geborene erlebte ihre Schul- und Jugendzeit in Ostpreußen, Pommern und Brandenburg. Dort machte sie nach einer Zeit als „Trümmerfrau“ ihr Abitur, dann studierte sie an der Humboldt-Universität in Berlin Theologie. Am 14. August 1955 wurde sie als eine der ersten Frauen in der EKU in Berlin durch den Generalsuperintendenten D. Emanuel Pack als Pastorin ordiniert. Nach der Vikarszeit riet man ihr, sich nicht um eine Pfarrstelle zu bewerben, sondern in das Lazarus Diakonissenhaus in West Berlin zu gehen. Dort trat sie am 27.4.1957 ein und wurde am 21.5.1959 nach einer Ausbildung zur Krankenschwester als Diakonisse eingesegnet. Bald übernahm sie dort die Stelle einer „Probemeisterin“ für die jungen Anwärterinnen.

 

Schwester MagdalenaSchwester Magdalena1965 suchte das in Stettin gegründete und seit dem Ersten Weltkrieg in Köslin arbeitende Mutterhaus Salem-Köslin-Minden durch den Vorsteher Pastor Dr. Dreyer eine neue Oberin. So trat Sr. Magdalena nach Probepredigt, Vorstellung und Wahl am 15. Juni 1966 das Amt als Oberin in Minden an. Damals betreuten die Diakonissen beide Krankenhäuser in Minden. Gemeinsam mit einer anderen Schwester besuchte sie die Gemeindeschwestern in ganz Niedersachsen bis hin nach Ostfriesland, eine von ihnen wirkte auch im Lager Friedland.

 

Neben der Hausseelsorge, Gottesdiensten und Morgenandachten fanden auch etliche Tagungen des Pommernkonvents und Besuche aus Flüchtlingskreisen aus Hinterpommern hier statt. Die Teilnehmer wurden liebevoll von den Diakonissen betreut und konnten auch im Mutterhaus übernachten. Die Stadt Minden übernahm die Patenschaft für die Stadt Köslin.

 

Schwester Magdalena war gern im Mindener Mutterhaus, weil sie selber viele Jahre in Hinterpommern gelebt und zur Schule gegangen war. So war es für sie ein Stück Ersatzheimat nach dem Verlust der pommerschen Heimat an die Polen. Und zugleich fand sie eine fast heimische Aufgabe als studierte Theologin und Oberin, denn dem Mutterhaus war ein Altersheim angegliedert, in dem besonders viele Pommern ihren Lebensabend verbrachten, unter anderem Pastor Johannes Bahr, der dort 104 Jahre alt wurde und bis zum 100. Geburtstag Andachten für die Pommersche Heimatkirche verfasste. Dafür war sie Gott dankbar. Sie schreibt: „Während meiner Zeit als Oberin führten mich viele Reisen – manchmal allein, manchmal mit der Mutterhausgemeinschaft – oft zu dienstlichen Tagungen in viele Orte und Länder wie Dänemark, England, Finnland, Frankreich, Frankreich, Holland, Israel, Italien, Österreich, Polen und Schweden und mehrfach in die Schweiz.“ Im Teschener Land nahm sie Verbindung zum einzigen polnischen evangelischen Mutterhaus auf. 1973 gründete das Heim ein Altenpflegeseminar mit allen notwendigen Rechten und Auflagen für die Ausbildung junger Menschen. Fast acht Jahre war sie die Leiterin dieser Ausbildungsstätte.

 

Am 23. Februar 1992 erfolgte ihre Verabschiedung als Oberin in einem größeren Kreis, zu dem auch ihre drei Brüder gehörten, die alle drei ebenfalls Theologie studiert hatten und Gemeindepastoren geworden waren. Doch auch als Feierabendschwester blieb sie tätig. Neben vielen Morgenandachten kümmerte sie sich um das Archiv des Hauses und half an vielen Stellen aus.

 

Schwestern in MindenSchwestern in MindenDer Konvent evangelischer Gemeinden aus Pommern wählte sie 1993 als erste Frau zur Vorsitzenden. 1995 ließ sie sich für weitere zwei Jahre wiederwählen. Auch dieses Ehrenamt übernahm sie gern mit Reisen, Tagungen und Schriftverkehr nach Köslin, Stettin und Stolp und ins Pommernzentrum nach Travemünde. Das war ein väterliches Erbe, denn ihr Vater, zuletzt Pastor in Beßwitz/Rummelsburg, war einer der ersten, der seine vertriebenen Gemeindeglieder schriftlich betreut hatte. In Köslin machte sie Hausbesuche, auch bei einer Frau, die einst ein Salem-Kind gewesen war. Auch ihre Mitschwestern Martha Knop und Eva Mielke, beide aus dem Kösliner Raum gebürtig, sind bei den alten heimatverbliebenen Frauen in guter Erinnerung geblieben. Schon immer waren jeweils zwei Schwestern aus dem Mutterhaus zu den Tagungen des Konvents abgeordnet worden.

 

In den neunziger Jahren fuhr sie öfter nach Köslin und hatte guten Kontakt zu den Verantwortlichen im Kösliner Krankenhaus, mit denen sie 1993 gemeinsam den Schwesternfriedhof am Gollenrand revitalisierte und einen Gedenkstein errichten ließ. Solange der Krankenhausdirektor Spunt aktiv war und der Chefarzt Dr. Konieczny lebte, wurde der Schwesternfriedhof gepflegt, doch seit etlichen Jahren fühlt sich keiner für ihn verantwortlich bis auf den Pommernkonvent, der immer wieder einen Rentner mit der Pflege betreut.

 

Inzwischen lebt Schwester Magdalena im Pflegeheim ihrer Anstalt, dem Haus Morgenglanz der Diakoniestiftung Salem in Minden. Am 22. Mai wird ihr 50. Einsegnungsjahr zur Diakonisse in der Salemkirche gefeiert. Am 2. August wird sie 90 Jahre alt. Sie ist gern dem Ruf Gottes gefolgt und hat im christlichen Geist ihren Dienst als Arbeit und Freude für ihre Mitschwestern, für die Pommern und andere Menschen getan.

 

Kaffeerunde in HinterpommernKaffeerunde in HinterpommernMit Schwester Magdalena geht eine Ära zu Ende: Es gibt schon lange keine Diakonissen mehr, nur noch ganz wenige Feierabendschwestern. Deren Aufgaben haben Diakonissen neuen Stils übernommen, die nicht nur ein Taschengeld und lebenslange Versorgung bekommen, sondern ein ganz normales Gehalt mit Rentenanspruch. Sie dürfen auch heiraten wie die jetzige Oberin Schwester Silke Korff. Die Einrichtung heißt auch nicht mehr „Salem-Köslin-Minden“ (SKM), sondern „Salem Stiftung“, die ein Teil des diakonischen Werkes in Westfalen geworden ist. Möge der diakonische-pommersche Geist trotzdem weiter wehen!

 

Pastor Christian Gensch, Minden