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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Großes Regionaltreffen der Pommern in Pommern -

oder: Der Konvent tanzt

 

Das jährliche Treffen der Pommern in Anklam am 28. März 2015 war mit gut 600 Teilnehmern etwas kleiner als das im vorigen Jahr mit 760 Teilnehmern, aber der große Saal im Volkshaus war noch gut gefüllt. Etwa 50 der Teilnehmer kamen aus Hinterpommern, weitere 50 waren zum ersten Male dabei, so wie auch etliche Vorstandsmitglieder des Pommernkonvents. Am frühen Nachmittag kam noch Margrit Schlegel, amtierende Vorsitzende der Pommerschen Landsmannschaft und zugleich Präsidentin des Pommerschen Kreis und Städtetages auf der Fahrt von Travemünde zum alljährlichen Frühjahrstreffen in Misdroy, dazu und die Heimatkreisvertreter konnten sich selber ein Bild vom Treffen machen und an den jeweiligen Tischen mit den Teilnehmern reden. Frau Schlegel hatte schon mehrmals an den Treffen in Anklam teilgenommen und begrüßte die Teilnehmer mit anerkennenden Worten und dankte für ihre Treue zu Pommern. Sie meint, sie sei überwältigt von der Stimmung im Saal, von dem Zusammengehörigkeitsgefühl, dass sie an die Zeit vor sechzig Jahren erinnerte. – Gekommen war auch Frau Gurske, die Leiterin der Pasewalker Pommerngruppe, die guten Kontakt zu den Stettinern hält, und Pastor Riedel (ebenfalls Vorstandsmitglied im Pommernkonvent) aus Penkun mit etlichen Gemeindegliedern. Er erklärte abschließend: „So schön wie heute war es noch nie!“

 

Gedenken an die Opfer von Flucht und VertreibungGedenken an die Opfer von Flucht und VertreibungInzwischen gibt es für jede Stadt in Pommern eine Fahne, die die Stirnwand schmückte. Zuletzt fehlte nur noch die Kösliner, die Peter Jeske, Vorsitzender des deutschen Vereins in Köslin mitbrachte, dazu viele kleine Fähnchen in gelb und rot nebst mit dem Haupt des Johannes des Täufers auf einer goldenen Schale liegend. Dreißig ehrenamtliche Helfer hatten die Mehrzweckhalle mit leuchtenden Osterglocken und Forsythienzweigen geschmückt. Vor der Bühne war ein mit Pappkoffern und Bettzeug beladener Handwagen aufgebaut und erinnerte an die Flucht und Vertreibung vor 70 Jahren sowie drei große Rettungsringe mit den Namen der Flüchtlingsschiffe „Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“, die Anfang des Jahres 1945 vor der pommerschen Küste durch sowjetische U-Boote versenkt worden waren.

 

Es gab mancherlei Unterschiede zu den Treffen in den alten Bundesländern. Manche fühlte sich an die frühen fünfziger Jahre erinnert, nur dass die Kinder von 1945 inzwischen über 70 Jahre geworden waren. Sie konnten nicht mehr lange zuhören, deswegen ging es nicht mehr um politische Bildungsarbeit im Sinne einer Akademie, sondern Herz und Gemüt sollten angesprochen werden, die Leid geprüften Menschen sollten einfach ein paar schöne Stunden miteinander erleben, darum sollten die Grußworte nicht länger als ein paar Minuten dauern und wurden immer wieder durch Musik unterbrochen. Das Pommernlied sangen wir auf diese Weise dreimal mit allen fünf Strophen, begleitet von Posaunen, später von Akkordion und zuletzt von einem neu gegründeten Mundharmonika-Orchester.

 

Neben der Aktivierung der Senioren und dem Wohlfühl-Element ging es aber auch um die Bewahrung des christlichen Erbes. Einst war fast jeder Pommer evangelisch und ging regelmäßig zur Kirche, heute ist es nur noch eine kleine Minderheit . Um so wichtiger, dass jedes Treffen mit einer Andacht beginnt, dies Jahr wieder von Pastor Johannes Haerter aus Zinnowitz, aufgewachsen in Köslin, gehalten. Wir drucken sie auf Seite ____ ab. Sie schloss mit dem bekannten Kirchenlied: „Großer Gott, wir loben dich“ für das Textzettel ausgelegt waren. Dann folgte die Totenehrung, einmal auf andere Weise als üblich: der Veranstalter Manfred Schukat, gebürtiger Ostpreuße, von 1945-47 auf der Flucht im Kreis Stolp hängengeblieben, die aus Köslin gebürtige und in Schlawe herangewachsene Rita Scheller und der nachgeborene Friedhelm Schülke lasen abwechselnd in chronologischer Reihenfolge die Namen der in Pommern von den Sowjets tagtäglich eroberten Ortschaften vor, zuerst kamen die Russen von Süden, dann von Westen, so dass sich die östlichen Orte Stolp und Lauenburg länger hielten als die Orte im mittleren Pommern. Erst im April/Mai wurde Vorpommern erobert, zuletzt die Inseln Usedom und Rügen. Einige persönliche Erinnerungen an bestimmte Orte unterbrachen immer wieder die Aufzählung und zum Schluss erhoben sich alle Teilnehmer, um gemeinsam das Vaterunser zu beten.

 

Der Konvent tanztDer Konvent tanztDanach folgten die Grußworte: Zunächst der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Lietz, dann Heiko Wartenberg vom Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Er warb für das EU-Projekt“ Schlüssel für Brüssel“. In Greifswald soll eine Wand mit geretteten Schlüsseln gestaltet werden. Er ist Ansprechpartner für Fluchtgegenstände, welche die Pommern 1945 aus ihrer Heimat mitgenommen hatten. Außerdem läuft in Greifswald gerade eine Ausstellung mit den Werken von Max Pechstein (1881-1955) und Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) unter dem Motto: „Zwei Männer – ein Meer“. – Danach sprach Dr. Wilfried Hornburg von der Anklamer Stadtverwaltung, der auch das Museum in Anklam leitet. Sein Vortrag über Bismarck war nicht nur kenntnisreich, sondern auch von großer Empathie und zeigte, wie Bismarcks Sozial- und Außenpolitik wegweisend bis ins 21. Jahrhundert war. Doch leider gelang es seinen Nachfolgern nicht, die Außenpolitik fortzusetzen, was uns in den ersten Weltkrieg und folglich in den zweiten Weltkrieg führte. Rita Scheller schloss ihr Grußwort mit dem Lied „So nimm denn meine Hände“, das der Müttergeneration Kraft und Trost gespendet hatte und das immer noch gern nicht nur in Hinterpommern gesungen wird, sondern auch bei Ingrid Saengers Beerdigung im Mai 2014 erklang. Thomas Krause vom deutschen Verein erzählte von der Eroberung Stettins und den ersten Nachkriegsjahren. Danach sprachen Detlef Rach, der mit 20 Freunden aus Stolp gekommen war, und Peter Jeske. Eine größere Gruppe war auch aus Schivelbein angereist und eine weitere aus Arnswalde, schließlich noch Horst Zander, der vor 20 Jahren auf dem evangelischen Sommerfest Sommerfest in Zitzmin seine Lydia aus Schimmerwitz/Kreis Lauenburg kennengelernt hatte und später mit ihr in ihre Heimat zurückgekehrt war. Ehrensache, dass die beiden zum 25. Sommerfest am 11. Juli nach Zitzmin kommen werden, was unter dem Zeichen „Blau-weiß sind meine Farben, blau- weiß ist alles, was ich hab, weil mein Schatz ein Pommer ist!“

 

Vor dem Mittagessen mit Gulasch und Kartoffeln gab es noch eine Saalrunde mit einem Gläschen „Stargarder Mampe halb und halb“ und nachmittags Kaffee und Kuchen. Das alles für einen Teilnehmerbetrag von 10,- € pro Person. Trotzdem schrieben die Veranstalter eine schwarze Null, konnten auch die Saalmiete und die Orchester bezahlen, den Hinterpommern Unterkunft, Verpflegung und Benzingeld bieten. Dazu halfen neben dem Teilnehmerbeitrag natürlich die Spenden. Es ist schon einzigartig, wie es Manfred Schukat mit Hilfe von Manfred Schülke seit über zwanzig Jahren gelungen ist, ohne Unterstützung von dritter Seite, Jahr für Jahr so viele heimatvertriebene Pommern in Anklam zusammenzuführen. Ähnliche Treffen organisieren sie für die Ostpreußen, führen im Sommer Busfahrten in die ehemaligen ostdeutschen Provinzen durch, treffen sich im September zum Tag der Heimat und bringen zu Weihnachten Pakete zu den Heimatverbliebenen.

 

Teilnehmer aus Vor- und Hinterpommern singen gemeinsam das PommernliedTeilnehmer aus Vor- und Hinterpommern singen gemeinsam das PommernliedAm Nachmittag überbrachte der Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock -Warnemünde einen bunten Liederstauß von Heimat und Meer. Die Stimmung stieg so weit an, dass sich spontan eine Polonaise mit über hundert Teilnehmern bildete, die mehrmals durch den Saal tanzte. Die Frühlings- und Volkslieder, begleitet von den Mundharmonikaspielern, regten zum Mitsingen an, so hat das Treffen der Pommern in Pommern allen, die dabei waren, viel gegeben. Zugegeben, vielleicht war es nicht jedermanns Geschmack, nicht anspruchsvoll genug, nicht seriös genug, zu wenig politische Bildung – aber das hätte die meisten Teilnehmer überfordert. Man muss die Teilnehmer da abholen, wo sie stehen, so ist Anklam keinerlei Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu den Treffen im Pommernzentrum. Nach den schweren Jahrzehnten und Vereinzelung ist den altgewordenen Menschen ein bisschen Vergnügen zu gönnen! Sie freuen sich schon auf das nächste Treffen am 2. April 2016.

Rita Scheller