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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Erste Ordination in Polen seit über 12 Jahren

 

OrdinationOrdinationDie Aussage muss natürlich modifiziert werden: Jedes Jahr werden voll ausgebildete Männer zum Pastor in der evangelischen Kirche in Polen ordiniert. Die Synode hat jedoch immer wieder abgelehnt, auch Frauen mit gleicher Qualifikation als Pastorin zu ordinieren. Doch gab es immer noch ein Gesetz, dass voll ausgebildete Theologinnen zur Diakonin ordiniert werden können wie ehedem die Pastorenfrau Malgorzata Gas, geboren 1958, zur Diakonin ordiniert 1986. Ihr Ehemann Piotr Gas wurde bereits 1983 zum Pastor ordiniert und das Ehepaar wirkte bis zu seinem Ruf nach Warschau zu Beginn des 21. Jahrhunderts segensreich in Stettin. Aber unter Landesbischof Jagucki wurde keine Frau mehr zur Diakonin ordiniert, erst jetzt setzte sich Landesbischof Jerzy Samiec dafür ein. Weil das alte Gesetz niemals offiziell aufgehoben worden war, musste er nur sein Konsistorium überzeugen und nicht die Synode. Wie bedeutsam dies Ereignis eingestuft wurde, sieht man daran, dass es nicht nur zur Titelgeschichte in der offiziellen evangelischen Zeitschrift „Zwiastun“ Nr. 10 vom 26. Mai 2013, sondern auch in der einflussreichsten polnischen überregionalen Zeitung „Wyborza“ vom 30. Mai 2013 durch ein großen Bild auf der Titelseite und ein zweiseitiges Interview im Innern gewürdigt wurde. Beide Medien hatten ihre Geschichte reich illustriert und uns erlaubt, die Bilder für die Heimatkirche zu nutzen, am besten gefiel mir das Foto in der „Wyborza“, auf dem die frisch ordinierte Diakonin ihrem Mann, dem Pastor Slawomir Sikora, den Abendmahlskelch reicht. Doch leider waren dafür meine technischen Möglichkeiten nicht ausreichend.

 

Der Bedeutung des Tages angemessen kamen zum 11. Mai hochrangige Kirchenvertreter in die Trinitatiskirche auf der Lastadie: der Diözesan Bischof Ryszard Bogusz aus Breslau, aber auch der Landesbischof Jerzy Samiec aus Warschau. Der Pommernkonvent war durch sein Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dr. Pastor Karl-Heinz Kuhlmann offiziell vertreten, der uns auch ein paar Fotos mailte, die Nordkirche durch Pastor Dr. Christian Ehricht. Die beiden letzteren sind häufig Gastprediger in Stettin gewesen. Aus Hamburg war der Diakon Lorenz Hansen von der Nikolaikirche gekommen, die mit den Stettinern bei den Bohoeffer-Projekten in enger Zusammenarbeit steht. Zu den Gemeindevertretern gehörte die Älteste der deutschsprachigen Gruppe, unsere liebe Edith Tobianska.

Gratulation durch die Kinder der GemeindeGratulation durch die Kinder der GemeindeDie Stettiner Gemeinde musste sich verpflichten, die ordinierte Diakonin zehn Jahre lang zu bezahlen. Das ist natürlich eine große Verpflichtung, die sich nicht jede Gemeinde zutrauen wird. Es gibt drei Gruppen von Diakoninnen: Die Schmalspur-Diakoninnen sind für die Mission zuständig; die zweite Gruppe hat sich zum Schluss der Ausbildung auf die Sozialpädagogik spezialisiert. Nur die Volltheologinnen können ordiniert werden.

 

Izabela Sikora (geb. 1979) darf jetzt FAST alles wie ein Pastor tun: Selbständig Predigen, Beichte abnehmen, Taufen, Trauen, Beerdigen, Jugendliche und Erwachsene Einsegnen und das Abendmahl Austeilen. Einzig die Einsetzung des Abendmahles bleibt den ordinierten Pastoren vorbehalten. Weil sie wesentlich besser Deutsch als ihr Mann kann, hielt sie schon häufig Gottesdienste für die kleine deutschsprachige Gruppe. Evangelischen Religionsunterricht hatte Izabela Sikora schon längst gegeben und eine rege Kinder- und Jugendarbeit aufgebaut. Zum Schuljahrsende konnte der Pastor fünfzig Religionszeugnisse am 30. Juni im Rahmen des Gottesdienstes überreichen. Zum Vergleich: in Stolp wurden 16 Zeugnisse überreicht, in Köslin sechs. Zur Kinderarbeit gehört auch das jährliche Ferienlager, über das wir schon öfter berichtet haben. Auch dies Jahr haben sich 25 Schulkinder aus der ganzen Diözese angemeldet. Neben intensiver Bibelarbeit sollen die Kinder aber auch ihren Spaß haben: Ein Familienvater aus Stettin ist Feuerwehrmann und hat die ganze Gruppe eingeladen, ein anderer hat einen Trecker und eine „Schilf-Farm“, das heißt er erntet das Schilf an seinem Seeufer und bereitet es für den Verkauf vor, denn neuerdings werden wieder viele Häuser wie einst mit Schilf gedeckt. Zum Schluss des Ordinations-Gottesdienstes strömten alle Kinder nach vorn zum Altar um zu gratulieren, darunter der Pastorensohn Matthäus, der ins zweite Schuljahr geht, und seine vierjährige Schwester Hannah, ein ganz energisches kleines Persönchen. Ob sie später einmal eine „richtige“ Pastorin werden kann? Schließlich ist es in Deutschland auch erst gut 50 Jahre her, dass Frauen als Pastorin ordiniert werden konnten, zuvor erreichten sie höchsten den Rang einer „Vikarin“.

 

Gut besuchte Kirche zur Feier der OrdinationGut besuchte Kirche zur Feier der OrdinationWir wünschen der Diakonin im grünen Collar-Hemde mit schwarzem Talar und Bubikragen Gottes Segen für ihre Pionierarbeit. Möge sie dabei immer so fröhlich und den Menschen zugewandt bleiben!

Rita Scheller