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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Bonhoeffer als Brücke zwischen theologisch interessierten polnischen Katholiken und den Hinterpommern

 

Bei theologisch interessierten und engagierten Katholiken in Polen war Bonhoeffer schon früh zu einer Brücke zu den evangelischen Deutschen geworden, beispielhaft waren die Seminare über Bonhoeffer in den fünfziger Jahren, gehalten von Prof. Anna Morawska. Ihre Schriften wurden 1972 in kleiner Auflage gedruckt und sollen wieder aufgelegt werden. Sie starb vor ein paar Jahren und war verheiratet mit Tadeusz Masowiecki, dem 1. demokratisch gewählten Nachkriegspräsidenten Polens, der 2014 starb. Freuen wir uns über diese Brücke und betreten sie getrost, zumal Bonhoeffer seine fruchtbarsten Jahre in Hinterpommern verbracht hat. Dazu kommt noch, dass es wohl kaum noch Menschen gibt, die einen direkten Kontakt zu Bonhoeffer hatten, Menschen, die ihm nahestanden und die sein Werk unterstützt hattenben. Ich gehöre zu den Menschen, die diese Zeitzeugen noch kennengelernt haben.

In den frühen Jahren war der Pommernkonvent von Bonhoeffer-Anhängern und sogar von seinen Schülern geprägt dazu gehörten Pastor Hans-Dietrich Pompe (Teilnehmer im 2. Finkenwalder Kurs) oder Pastor Wolfgang Marzahn (3. Kurs in Finkenwalde). Marzahn gehörte allerdings „bloß“ zur Richtung „B“ , weil er sein 2. Theologisches Examen nicht bei der Bekennenden Kirche, sondern bei der offiziellen Kirche ablegte.

 

Als gebürtige Köslinerin telefonierte ich jahrelang mit Pastor Bernhard Onnasch, dem jüngsten Sohn des Kösliner Sup. Friedrich Onnasch bzw. dem jüngeren Bruder von Pastor Fritz Onnasch, der mir die Augen für mancherlei Zusammenhänge öffnete. Später lernte ich Frau Grude, die Schwester von Eberhard Bethge und Witwe von Pastor Fritz Onnasch kennen - die immer wieder Wege fand, die kleine deutschsprachige evangelische Diaspora-Gemeinde in Köslin zu unterstützen - sowie ihren jüngsten Sohn, Prof. Martin Onnasch, der manches von dem rigiden Bild der Bekennenden Kirche abmilderte.

 

Von April-Novenber 1945 waren wir von Schlawe nach Wendisch-Tychow deportiert worden, wo Graf und Gräfin von Kleist ihre schützende Hand über unsere Familie hielten, so wie sie es einst für Bonhoeffer und seine Vikare in ihrem Forsthaus in Sigurdshof getan hatten, die sie nicht nur mit Verpflegung, sondern auch mit Brennholz zum Heizen versorgten. Sie wohnten damals auf einem Abbau, dem Stüwehof, und die Strüwes sahen bei der Feldarbeit und bei Heuen häufig die Vikare, wie mir Meta Stüwe erzählt hat. Zum Jahresende 1945 kamen Graf und Gräfin von Kleist in das Schlawer GPU-Gefängnis, das im Keller der Kreissparkasse errichtet worden war. Mithäftlinge waren Sup. Eduard Block und seine Frau. Sup. Block hatte Pastor Bonhoeffer offiziell bei sich als Hilfsprediger angestellt.

 

Anfang der neunziger Jahre lernte ich Jane Pejsa kennen, die Biografin von Ruth von Kleist, die als Witwe in Klein Krössin im Kreis Belgard lebte. Bonhoeffer besuchte sie oft in ihrem Haus in Klein Krössin und verfasste dort unter anderem sein Buch die „Ethik“. Ihre Enkelin Ruth von Wedemeier hatte sich kurz vor Bonhoeffers Verhaftung mit ihm verlobt. Die puristischen Bonhoeffer-Anhänger finden es eigentlich peinlich, dass sich Ruth von Kleist 1945 mit dem Belgarder Superintendenten Johannes Zitzke aussöhnte, der als Anhänger der Deutschen Christen galt. Im Herbst 1945 ließ sie sich auf ihren ausdrücklichen Wunsch von ihm beerdigen. Für sie zählte, wer bei der Gemeinde ausgeharrt hatte und nicht noch einen letzten Zug ohne die Gemeinde in den Westen erreicht hatte. Von ihrem Umfeld werde ich später noch mehr berichten. – Bonhoeffers bekanntestes Lied „Von guten Mächten“ findet sich auch im unter Nr. 100 im neuen polnischen Gesangbuch von 2002.

 

Rita Scheller