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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Zwei Sommerreisen nach Hinterpommern

Im Juli hatte ich Gelegenheit, gleich zweimal zu Gottesdiensten Im Gemeindebereich Köslin zu fahren. Pastor Janusz Staczszak konnte zu einer Kur nach Schlesien fahren und hatte mich schon vor einiger Zeit gefragt, ob ich ihn für die regulären Gottesdienste für die deutschen Gruppen in Belgard und Neustettin vertreten könnte. Gerne habe ich zugesagt, denn seit ich vor vier Jahren meinen Dienst in Kiel aufgenommen hatte, war ich nicht mehr in diesen beiden Filialgemeinden gewesen.

 

Nun blicke ich dankbar auf viele bewegende Gespräche und Begegnungen zurück – und auf Gottesdienste, in denen die versammelte Gemeinde die vertrauten deutschen Gesangbuchlieder kräftig mitsingt und aufmerksam der Verkündigung in ihrer Muttersprache folgt.

 

In Belgard werden seit den fünfziger Jahren die Gottesdienste in der kleinen Georgenkirche am Rande der Altstadt gefeiert. Nach dem deutschen evangelischen Gottesdienst trifft sich dort die giechisch-katholische ukrainische Gemeinde zur Feier der Messe – eine schöne Gelegenheit in der Zeit zwischen den Gottesdiensten für den Austausch über konfessionelle und nationale Grenzen hinweg und, wie könnte es in unserem aufgeregten Zeiten anders sein, auch über die besorgniserregenden politischen Entwicklungen in den drei Heimatländern und in ganz Europa. Die deutsche Gemeindegruppe in Belgard ist seit meinem letzten Besuch vor vier Jahren sicher noch etwas kleiner geworden, aber sie versammelt sich in großer Treue und bezeugt die lange deutsche Tradition in Belgard und ihren Platz in der gegenwärtigen Gesellschaft. Mir ist Belgard vor allem vertraut aus den Erzählungen des späteren Greifswalder Konsistorialrates Wilhelm Wendt und des Wolgaster Superintendenten Zitzke, die beide hier ihre prägenden Kindheits- und Jugenderfahrungen gewannen. Gewiß würden sie sich freuen, wenn sie jetzt sehen könnten, mit wie viel Liebe ( und europäischem Geld !) die Restaurierung der Stadt große Fortschritte gemacht hat.

 

In Neustettin werden die deutschen Gottesdienste in der ehemaligen jüdischen Friedhofskappelle gefeiert, ich weiß noch, mit welchen beklommenen Gefühlen ich im Wissen um diese Geschichte vor vielen Jahren dort zum ersten Mal den Gottesdienst gefeiert habe. In diesem Jahr im Juli habe ich mich gefreut, dass einige neu hinzugekommene Gemeindeglieder im Gottesdienst waren, eine Biolandwirtin, die aus Niedersachsen nach Hinterpommern gezogen ist, ein Hotelier aus Bayern, ein schwedisch-polnisches Ehepaar. Mit großér Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit sind sie von der alteingesessenen kleinen und für ihre Kirche engagierten Gemeinde auf- und angenommen worden. Das lässt für die Zukunft hoffen.

 

Eine besondere Überraschung habe ich in Neustettin erlebt, als ich zufällig beim Spazierengehen auf dem gerade umfangreich in der Sanierung begriffenen Marktplatz das Ehepaar Malgorzata und Piotr Gas aus der Warschauer Trinitatis-Gemeinde traf, die ein paar Urlaubstage in Pommern verlebten. Beiden war ich eng verbunden, als sie in der Stettiner Gemeinde tätig waren. Jetzt habe ich viel von ihnen gehört über das evangelische Leben in Warschau und in der polnischen evangelischen Kirche – und gelernt, wie wichtig es immer wieder ist, nicht vorschnell zu urteilen, zuzuhören und um Verstehen bemüht zu sein auch da, wo manche Entwicklungen uns zunächst fremd sind. Es ist befreiend und beglückend, wenn wir dann spüren können: was uns verbindet ist mehr als das, was uns trennt.

 

Christoph Ehricht